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DER AUFSTIEG
NEUE ZEIT- UND STREITSCHRIFTEN NR. 12/13
DB. PAUL FEDERN, WIEN
ZUR PSYCHOLOGIE
DER REVOLUTION:
DIE VATERLOSE
GESELLSCHAFT
n
ANZENGRUBER - VERLA
Leipzig - BRÜDER SUSCHITZKY — wien
Oll 'S
DER AUFSTIEG
NEUE ZEIT- UND STREIT SCHRIFTEN
— — — MgM — — n^— ———MB
FY e Menschheit unserer Tage will Reformen; sie ist mit sich
unzufrieden. Das Erbe der Vergangenheit genügt ihr nicht,
sie spürt, daß sie auf trügerischem Grunde steht und will festen
Boden unter sich wissen. Sie krankt durchaus nicht am An-
archismus; im Gegenteil, sie will aus zerfahrener Willkür zu
dauernden, neuen Ordnungen gelangen. Sie hat gesehen, daß
im Laufe der Entwicklung Hunderte Begriffe in Politik^ Wirt-
schaft, im sozialem Leben hochgehalten wurden, die sich als
hohle Idole entpuppt haben, von denen keine Hilfe kam. Das
Getriebe in allen theoretischen und praktischen Systemen wird
durchschaut und überall ärgern schädliche Gebrechen. Jugena
und Alter sehnt sich nach klaren Definitionen. Alle sehnen sich
nach Erfüllung ihrer Lebenswünsche, wobei sie die Regeln
suchen, die die Gegensätzlichkeiten der Individuen der Nationen
der Stände versöhnen könnten. Die alten Maximen werden
überprüft in der Hoffnung, überall auf unerschütterliche, der
wahren Menschennatur genügende, eine große Harmonie schaffende
Prinzipien zu stoßen. 'Alles fühlt, es muß anders werden, besser,
für alle gut. Schwer jedoch ist es, die Nebel zu durchschauen,
die Pfade zu finden, die hohen Orte zu gewinnen, von wo aus
sich Einblicke und Überbicke eröffnen. Aber fort aus den un-
gesunden, dickichtverwachsenen Niederungen, hinauf zu hellen,
reinen, erfrischenden Regionen! Und so sei von dieser und jener
Seite der Aufstieg gewagt !
Nr. 1. Prof. Dr. RICH. WAHLE: Ein Weg zum ewigen Frieden
Nr. 2. LUDO MOR. HARTMANN: Uber den Beruf unseier
Nr. 3. ROSA MAYREDER: Der typische Verlauf sozialer
Bewegungen „ , , . ,
Nr. 4/5. JOS. POPPER-LYNKEUS: Friedensvorschlage, Schieds-
gerichte, Völkerbund ,
Nr. 6/7. Dr. KARL FRANK: Die Parteilichkeit der Volks- und
Rasseabergläubischen
Nr. 8/9. EDGAR HERBST : Die Verwirklichung der Gott-Idee
Nr. 10/11. Dr. RICH. STE1NITZ : Wert oder Sachabgabe
In VorbereituttS *
Nr. 14. Dr. MÜLLER-LYER : Synergie (mit einem Vorwort von
Rudolf Goldscheid)
Der Preis jeder Nummer betrag^ 7» —
tu BEZIEHEN DURCH ALLE BUCHHANDLUNGEN
ZUR PSYCHOLOGIE
DER REVOLUTION:
DIE VATERLOSE
GESELLSCHAFT
NACH VORTAGEN IN DER WIENER PSYCHOANALYTISCHEN VER-
EINIGUNG UND IM MONISTENBUND
VON
D- PAUL FEDERN, WIEN
ANZENGRUBER-VERLAG BRÜDER SUSCHITZKY
LEIPZIG 1919 WIEN
ERWEITERTER ABDRUCK AUS:
„DER ÖSTERREICHISCHE VOLKSWIRT“.
a INTERNATIONAL
PSYCHO A N A LYTIC
UNIVERSITY
DIE PSYCHOANALYTISCHE UNIVERSITÄT IN BERLIN
ALLE RECHTE VORBEHALTEN.
DRUCK VON JOH. N. VERNAY, WIEN, IX., CANISIUSGASSE 8-10,
an kann die Gesellschaftsordnung- und ihre
Umwandlung als ein technisches Problem
der Organisation oder als politisches
Problem behandeln, das heißt die Frage
stellen, welche Interessen und Machtfak-
toren miteinander kämpfen und welche
Mittel jedem speziellen Interesse und Machtfaktor
dienen. In diesem Falle wird man zu jeder ursächlichen
Erklärung die seelischen Vorgänge mitberücksichtigen
müssen. Meine Untersuchung soll nun solche seelische
Vorgänge bloßlegen, von denen der Politiker selbst zu-
nächst nichts oder sehr wenig weiß, weil sie den
Menschen überhaupt unbewußt geblieben sind, bis sie
eine bestimmte Methode der Seelenforschung unserem
Wissen zugänglich gemacht hat.
Diese Methode war die von Freud geschaffene
Psychoanalyse. In vielen Untersuchungen am Einzel-
menschen wurden psychische Gesetzmäßigkeiten ge-
funden, die hier auf ein Problem der Massenpsychologie
angewendet werden sollen. Als Gewinn für die Allge-
meinheit erstrebt diese Arbeit, daß durch die gewonnene
psychologische Erkenntnis tiefere, schuldfreie Motive
an die Stelle von unrichtigen, den Gegner herabsetzen-
den Auffassungen treten.
Unsere Gesellschaftsordnung hat lange, für den
Sozialisten unerträglich lange, Formen und Rechte aus
vergangenen Jahrhunderten beibehalten. Während des
Krieges wurde der Zwang dieser Ordnung enorm ge-
steigert und erstreckte sich, wie nie zuvor, auf alle
geistigen Betätigungen und alle Lebensbedürfnisse,
Die Untertanen ertrugen diesen Druck mit zerquälter
Seele nur darum, weil sie ihn ebenso wie die materiellen
l*
4
Entbehrungen als vorübergehende Erscheinung dei
Kriegsnot ansahen und keinen andern Weg zur Wiedei-
gewinnung der nationalen und wirtschaftlichen Unab
hängigkeit erblickten. Auf diese ungeheuerliche Steige-
rung der handgreiflichen Gewalten des Staates, Ver-
waltung und Justiz mit Militär und Polizei folgt, e der
jähe Zusammenbruch aller staatlichen Autoritäten und
dieselben Menschen, die so lange sich ruhig dem Zwange
angepaßt hatten, sind plötzlich unersättlich, lüstern ge-
worden nach einer Erneuerung und verlangen ein eiliges
Tempo der Revolution.
Die Bewegung hat in Rußland und Deutschland
ihre ersten Führer überrannt. Bei uns, wo durch den
Zerfall des Reiches die politische Revolution von selbst
kam, ist die soziale erst im Entstehen. Aber schon er-
tönt aus Versammlungen, Flugblättern und Gesprächen
des Volkes die zunehmende revolutionäre Energie und
der Gegensatz zur klugen, programmgemäßen Arbeit
der bisherigen Führer, trotzdem diese auf große Fort-
schritte hinweisen können, wie sie bisher kaum in einem
Jahrhundert erreicht wurden.
Dieser revolutionäre Radikalismus hat sich eine
eigene Wirkungsform in den Arbeiter- und Soldaten
raten geschaffen. Wäre sie auf das industriearme Ruß-
land beschränkt geblieben, erübrigte sich eine weitere
Erklärung. Dort existierte keine einheitliche Organisa-
tion, die die Revolution hätte ausbauen können, und so
schlossen sich die revoltierenden Arbeiter, Soldaten und
Bauern nach ihren Berufen zusammen, um ein Inter-
regnum bis zur konstituierenden V ersammlung mit parla-
mentarischer Wirkungsform zu sein. Aber es kam
anders. Die konstituierende Versammlung wurde von
den Räten gesprengt. Und diese gelangten zu Macht
und Autorität im Lande trotz dem inneren Chaos, das
sie fanden, und den neuen äußeren Feinden, die sie sich
schufen.
Der russischen Propaganda wird von den Menr-
heitssozialisten Deutschlands ebenso wie von der En-
tente die Schuld zugeschrieben, daß in allen Ländern
Arbeiter- und Soldatenräte entstanden. Wir sehen aber
in dieser Beschuldigung nur eine Selbstbeschwichtigung
,l*>r Staatsmänner. Die Propaganda durch Heimkehrer
und Emissäre hätte keinen Erfolg gehabt, wenn nicht
gleiche seelische Bedingungen und Bedürfnisse in der
Masse vorhanden gewesen wären, denen weder dei bis-
herige Parlamentarismus noch die Parteiorganisation
und Gewerkschaft entsprach. Dem revolutionären Frei-
heitsdurste entspricht nur die Räteorganisation und auf
ihrem Boden muß der soziale und politische Kampf
aufgenommen werden, wenn er überhaupt zugunsten
der Demokratie und gegen die Diktatur des Proletariats
gewonnen werden soll. Auf jedem andern Weg führt
er zu dem jetzt tobenden, Bruderblut vergießenden
Kampf innerhalb der Arbeiterparteien. Schon heute ist
aus der Räteorganisation ein zweites Repräsentanten-
haus entstanden, das die neue Zeit sinnfällig vertritt
im Gegensatz zum Parlament, dem übrig gebliebenen
Rest des gestürzten Obrigkeitstaates. Ein solches, aus
der wirklichen Macht heraus entstandenes Zweites Haus
hätte wahrhaftig eine größere innere Berechtigung und
billigeren Anspruch auf seinen Machtanteil als die
Oberhäuser Österreichs oder Preußens besessen hatten,
deren Sonderrechte so lange unantastbar waren. Dieses
Zweite Haus wäre wie ein Manifest, daß die Macht vom
Kapitalismus an den Sozialismus übergegangen ist.
So sehen wir in der Räte Organisation die Wirkungs-
form der aufbau enden Kräfte der Revolution.
Das Zeichen ihrer zerstörende n Tendenzen sind
die riesenhaften Streiks. Sie sind nicht allein dadurch
zu erklären, daß die Arbeiter immer gewohnt waren,
im wirtschaftlichen Kampf zum Streik zu greifen, und
daß im politischen Kampf der Generalstreik als letztes
Entscheidungsmittel dem Ideenkreis der Sozialisten seit
langem angehörte. So würden die Streiks nur die wirt-
schaftliche und politische Unzufriedenheit der Arbeiter
ausdrücken. Aber welche Ruderer ließen die Ruder im
Stich mitten im stärksten Wellengänge, wenn sie nicht
ihr seelisches Gleichgewicht verloren haben? Heute
streckt das gequälte Bedürfnis des ganzen Volkes nach
jedem Tagewerk der Arbeiter seine flehende Hand aus,
der Hunger der Städte schreit Protest gegen jede Ein-
stellung des Verkehrs. Und trotzdem ist Streik. Das
ist nicht mit Gewissenlosigkeit des Einzelnen und nicht
mit bolschewistischem Einfluß zu erklären. In der
Massenseele müssen die Ursachen liegen, aus denen fast
ohne Führung die selbstmörderische Methode organisch
und notwendig entsteht, und es müssen Kräfte verloren
gegangen sein, die diesen Ursachen entgegenwirkten.
Wir w r ollen nun versuchen, die beiden charakteri-
stischen Erscheinungen: Räteorganisation und Streik
psychologisch zu erklären. Es sind Massenerscheinun-
gen, die nur dann aus den Seelenvorgängen des Ein-
zelnen erklärt werden können, wenn sich diese in der-
selben Richtung summieren. Alle Arbeiter müssen eine
analoge innere Erschütterung und eine gleichartige
Reaktion erlebt haben. Es ist wahrscheinlich, daß ein
gemeinsamer innerer Halt verloren gegangen ist.
Um das zu untersuchen, müssen wir von dem ver-
lorenen Zustand des seelischen Gleichgewichts und der
sozialen Einordnung ausgehen und fragen, durch welche
Kräfte die frühere normale, ruhige Einordnung des
Menschen in die Gesellschaftsordnung erreicht wurde?
Offensichtlich hat die Gewaltmacht des Staates mittels
Militär und Polizei den Einzelnen gezwungen, oft gegen
seine Überzeugung, meist gegen sein Sonderinteresse
die bestehende Ordnung einzuhalten. Diese Furcht vor
dem Zwang schuf die knechtische Denkungsart, welche
die nun gestürzte Ordnung charakterisierte. Aber die
rohe Strafandrohung hinderte viele mehr oder weniger
verbrecherisch veranlagte Naturen nicht, die Ordnung
zu brechen oder zu umgehen, während sie wiederum
der Mensch mit normaler ethischer Veranlagung nicht
brauchte, um sich sozial einzuordnen. Ihn binden stär-
kere Gefühlsmächte, die zu den sittlichen gehören:
Scham und Rücksicht auf seinen Ruf und seine Geltung,
vor allem aber ein soziales Elirfurchtsgefühl vor den be-
stehenden Einrichtungen. Dieses Gefühl gab allen kon-
servativen, staats- und kaisertreuen Parteien die stolze,,
solidarische Sicherheit, ausschließlich Recht zu haben,
die Gegner als vaterlandslose Gesellen zu verachten
und die eigenen selbstsüchtigen Interessen zu übersehen.
Was ist nun die Ehrfurcht vor allem Gesetzlichen, Vor-
geschriebenen, Autoritativen?
Wir beantworten diese Frage nicht mit einer De-
finition, sondern mittels der Untersuchung, wie diese
soziale Selbstverpflichtung entstanden ist. Mit dem all-
7
gemeinen Hinweis auf die ursprünglichen sozialen
Triebe, auf den Herdeninstinkt der tierischen Vorfahren
wollen wir uns, so richtig’ er ist, nicht begnügen.
Herdeninstinkt, Nachahmung, Suggestion sind undiffe-
renzierte, ursprüngliche Seelenkräfte, die jeder Art
von Zusammenleben zugrunde liegen. Wir aber fragen,
wie diese allgemeinen Hilfen des Zusammenhanges
speziell im bisherigen, kapitalistischen Obrigkeits Staate
verwendet wurden? Wir fragen: Wie hat sich der
elementare Herdentrieb umgestaltet, welche Ab-
hängigkeitsgefühle und Äußerungen wurden durch
Nachahmung und Suggestion verbreitet? Eine Binsen-
wahrheit ist zunächst die Antwort: Die staatliche Ein-
ordnung ist bisher die Folge der familiären gewesen.
Aber nicht die gesamte Familie ist an dem sozialen
Teil der sittlichen Entwicklung in gleichem Ausmaß
beteiligt. Vielmehr ist es die Stellung des Kindes zum
Vater, die die Grundlage alles Autoritätsrespekts in
ihm bildet.
Wir können den Eindruck, den der riesengroß er-
scheinende Vater auf das kleine, hilfsbedürftige Wesen
macht, gar nicht genug mächtig uns vorstellen. Dieser
Eindruck hat ja wirklich seine künstlerische Gestaltung
in den Sagen und Märchen von gewaltigen Riesen ge-
funden. Vom Vater kommt aller Schutz und Hilfe, ihm
gehört alles, was das Kind bekommt und braucht, er
ist die letzte Instanz, an die das Kind sich wendet, an
seinem Willen scheitert des Kindes eigensinniger und
eigensüchtiger Widerstand, Von ihm kommt Strafe und
Belohnung. Ihn gilt es zu versöhnen, wenn er zürnt,
und ihm zu gehorchen ist Gebot der Erziehung und der
erwachenden Klugheit.
Diese Stellung des kleinen Kindes gibt seiner un-
reifen und so leicht in Angst versetzten Seele viel Stoff
zu Konflikten und Schuldgefühlen und an jede Auf-
lehnung und den Vorwurf, der daraus dem Kind
gemacht wird, knüpft sich ein neuer Beweis der Ehr-
furchtsverpflichtung gegen die väterliche Autorität. Das
erwachende Gewissen verschärft diese Bande. Die
Wirklichkeit verstärkt dieses Verhältnis, sobald das
Kind aus der Zeit seiner alles vergrößernden Phantasie-
tätigkeit zum Wirklichkeitssinne vorschreitet. Denn der
8
Vater ist tatsächlich Herr über des Kindes Schicksal.
Hier spielt auch die Vererbung* mit, denn er war es
noch mehr in früheren Zeiten, da das Kind nur nach
des Vaters Willen am Leben blieb und der Vater un-
beschränktes Eigentumsrecht am Kinde hatte. Diese
übermächtige Autorität des Vaters erhält noch Zufluß
aus dem entgegengesetzten Verhältnis zur normalen
Mutte r, welche immer aus dem Kind einen kleinen
Abgott macht und ihm dient, und auch aus der ergän-
zenden Einstellung des typischen Vaters, der dem
kleinen Kinde — mit der Mutter verglichen — fremd
bleibt und selbst wieder die autoritäre Vaterrolle ein-
zunehmen bereit ist, weil sie ihm aus der Kindheit als
das Ideal, dem Vater gleich zu werden, geblieben ist.
Nur kurze Zeit bleibt diese seelische Verknüpfung
zwischen Kind und Vater ungestört, aber lange genug,
um unauslöschlich im Menschen als Bedürfnis nach
einer solchen Anlehnung unbewußt fortzuwirken.
Dem Kinde aber zeigen bald Grenzen, von der
Wirklichkeit gezogen, wie beschränkt tatsächlich die
Allmacht des Vaters ist. Sobald das Kind andere er-
wachsene Männer zum Vergleich heranziehen kann,
wird der Vater in Wirklichkeit mehr und mehr ein
Mensch wie alle. Die stärkere, triebhafte Bindung an
die Mutter läßt den Vater als Störenfried, als Feind
empfinden. Dieses tragische Moment, das in der Ödipus-
sage seine Gestaltung fand, bleibt keinem Knaben
erspart. Bald beginnt er den Vater kritisch zu beob-
achten mit dem Resultat wiederholter Enttäuschun-
gen. Diese Enttäuschung ist ein Sturz aus geborgener
Sicherheit und bleibt scheinbar dauernd vergessen, in
Wirklichkeit aber, wie die Psychoanalyse nachweist, im
Unbewußten erhalten, eines jener Erlebnisse, welches
immer wieder erlebt wird — so oft eine Autorität im
Leben gestürzt wird. Dieses Erlebnis der inneren Ent-
täuschung am Vater schafft sofort eine seelische Un-
sicherheit, die sich kindlich in Unart, Ungehorsam, Un-
geduld bis zur Verstörtheit äußert. Bei normalen Kin-
dern kommt bald, bei abnormen spät oder auch, gar
nicht ein neues Gleichgewicht zustande. Hier spielen
alle individuellen Verschiedenheiten der Anlage des
Kindes, die wirklichen Ereignisse, besonders das Ver-
9
hältiiis zur Mutter und der Charakter des Vaters mit
eine Rolle. Wir wollen die akute Störung nur hervor-
gehoben haben und die weitere typische Entwicklung
verfolgen. .
Das Kind kann nun auf zwei Arten reagieren, che
wir schon als konservativ und oppositionell bezeichnen
könnten. Unbedingt ist die Art der Reaktion mit aus-
schlaggebend für die endgültige Charakterentwick-
lung.*) Gewöhnlich kxiiiii d&s Kind nicht äiidcis ? nls sich
— banal ausgedrückt — immer wieder einen neuen
Vater suchen. Und da seit Jahrtausenden sich Gesell-
schaft und Kultur auf der Basis patriarchalischer Auto-
rität entwickelt haben, findet das aus der Familie ins
Leben tretende Kind im Lehrer, im Pfarrer, im Bürger-
meister, in König und Kaiser genug Anwärter auf die-
sen in seinem Innern freigewordenen Vaterposten. Das
Kind wählt unter diesen Persönlichkeiten unbewußt
nach der Ähnlichkeit mit dem ursprünglichen Idealbilde
und beginnt sogleich den neuen Vater zu erhöhen und
zu idealisieren. Das gelingt jetzt neuerdings trotz der
größeren Kritik des älter und erfahrener gewordenen
Kindes, weil es sich nicht mehr an den einen bestimmten
Vater halten muß, der neben der Liebe Furcht er-
weckte. Mit einer gewissen Regelmäßigkeit wird das
Vaterbild auf mehrere Personen auf geteilt, wobei die
furchterregenden Eigenschaften in einer den Erziehern
wohlbekannten und den meisten erwünschten Wahl auf
den Polizeimann, Flurwächter und sonstige Amtsper-
sonen übertragen werden. Das Verhältnis zum Vater
verliert durch diese Entwicklung die innere Tiefe und
kindliche Übertreibung, wird aber den wirklichen Be-
ziehungen und Forderungen angepaßt, während das
vom wirklichen Vater losgerissene seelische Band an
jede neue mächtige Autorität sich knüpft. Nun r e-
präsentieren aber diese psychischen
Vaterbilder gemeinsame gesellschaft-
liche Institutionen und vereinigen so
alle die einzelnen Söhne zu Untertanen
des väterlichen Autoritätsstaates.
*) Siehe auch C. 6. Jung: Die Bedeutung des Vaters für das
Schicksal den Einzelnen, Wien, Deuticke.
10
Das Kind begnügt sich nicht mit diesen irdischen
Trägem der Vaterschaft, denn auch sie werden, je mehr
es heranreift, so wie einst der Vater, immer wieder zu
Menschen seiner Größe. Jedes Kind sucht, und weil
vor ihm alle Menschenkinder in gleicher Weise empfun-
den haben, findet es auch Gott-Vater, dessen Vollkom-
menheit jedes irdische Maß überschreitet und die Herr-
lichkeit der ursprünglichen kindlichen Vaterfassung
wieder erreicht. Jede Wiederherstellung eines verlore-
nen Kindheitsgefühls ist aber mit einer Beruhigung und
inneren Freude verbunden. Auch die religiöse Vater-
schaft wirkt so und befestigt ihrerseits die . gesamte
Sohneseinstellung. Für die Verbindung von Kirche und
Staat bestehen deshalb für den patriarchalischen übrig-
keitsstaat tiefe psychologische Gründe.
In der Mitte zwischen der überirdischen Vater-
gestaltung und den menschlichen Trägern stand für
das in dem bisherigen Staate erzogene Kind die Per-
son des Kaisers. Gott und Kaiser haben die besondere
Stellung in der Vaterreihe gemeinsam, daß man ihnen
anhängt, ohne sich mit ihnen zu messen und ihre Höhe
erreichen zu wollen. Nationale Helden und Führer sind
übermenschlich erhöhte, aber erreichbare Vatergestal-
tungen.
Wir haben jetzt die Fortdauer des ersten Vater-
bildes im Kinde verfolgt. Diese Fortdauer darf aber
nicht als bloßes Gleichnis aufgefaßt werden. Die Ana-
lyse lehrt, daß die ganze kindlich primitive, leiden-
schaftliche Anhänglichkeit und Verehrung durch das
ganze Leben sich in der Bindung an die späteren Vater-
gestalten erhält; nur bleibt der Zusammenhang mit dem
ursprünglichen Sohnesverhältnis dem Individuum un-
bewußt. Die kindlichen Affekte sind aber stärker als
die des Erwachsenen und so bedingt die geheime Fort-
dauer des Sohnesgefühles in seiner ursprünglichen In-
tensität bei der späteren gesellschaftlichen Einfügung'
die große, geheime Kraftquelle für den Zusammenhang
mit der Gesellschaft und mit dem Staate.
Diese affektiven, triebhaften Bande wären durch-
schnittlich noch stärker, wenn nicht bei vielen Indivi-
duen eine zweite entgegengesetzte Art der Loslösung
vom Vater erfolgte. Infolge von schlechten Eigenschaften
11
oder tyrannischem Auftreten des Vaters, Konflikten
zwischen den Eltern, eifersüchtiger Liehe zur Mutter
und, wie besonders Alfred Adler klargelegt hat,
infolge Überempfindlichkeit des Kindes aus seinem Min-
derwertigkeitsgefühle gewinnen die feindlichen, nega-
tiven Tendenzen in der kindlichen Einstellung die
Oberhand. Dann konzentriert sich auf den Vater und
die späteren Gestaltungen des Vaterbildes Haß, Un-
botmäßigkeit und Oppositionsgeist, der sich im Un-
bewußten auf die soziale Einordnung überträgt. Wah-
rend die feindliche Bindung an den Vater im Unbe-
wußten fortdauert und die oppositionelle Richtung des
Mannes in der Gesellschaft bedingt, kann das Verhältnis
zum Vater selbst in späteren Jahren ein gutes ge-
worden sein.
Zum mindesten dauert trotz alles Aufstandes
gegen den Vater in den meisten Fällen auch ein Stück
Hingabe an den Vater und Sehnsucht nach ihm an
und führt oft im reifen Alter zu später Versöhnung.
Die Vereinigung genialer Geistesgröße und unge-
hemmter Leidenschaftlichkeit macht das Leben
Mirabeaus zu einem denkmalartigen Beispiel dafür,
wie die Auflehnung gegen den Vater zum Rebellentum
gegen den König und zur Führerschaft der Revolution
führt. Aber der Mann, der das Königtum gestürzt hat,
wollte unbedingt den König retten, er wollte aber auch
nirgend sonst begraben sein als in der Gruft seines
Vaters, desselben Vaters, der den Haß des Sohnes,
so oft in Kerkermauern hatte bändigen wollen.
Wir dürfen die erste infantile Einstellung nicht
als die einzige Bedingung für die spätere bewußte
soziale Parteinahme ansehen. Aber es mußte erst
mühsam durch ein Menschenalter den im Unbewußten
festgehaltenen Autoritäten die bewußte Stellung-
nahme des Arbeiters abgerungen werden, bis ihn die
Einsicht, wie die realen Interessen mit der wirtschaft-
lichen Struktur und diese mit der politischen Struktur
Zusammenhängen, zur politischen Parteinahme und zum
politischen Kampf befähigte. So war allmählich das
Klassenbewußtsein des Proletariats innerlich gefestigt
worden. Die sozialistische Wirtschaftslehre hat den
einzelnen Proletarier verstehen gelehrt, daß es sich
2 *
12
nicht um den Kampf gegen den einzelnen Arbeitgeber,
sondern gegen die autoritative, kapitalistische Gesell-
schaft handelt, sie hat ihn dadurch von der gefühls-
mäßigen Bindung an den Brotherrn gelöst. Die Er-
wartung des sozialistischen Zukunftsstaates hat ihm
eine Heilsbotschaft an Stelle der kirchlichen gegeben.
Die Organisation gab ihm Brüder und Väter und das
Gefühl einer neuen Sicherheit, Dabei wurden die Partei-
führer und Heroen der Sozialdemokratie selbst Vater-
gestaltungen, wodurch die Autorität der Partei einen
unbewußten Halt bekam. Wie stark die ursprüngliche •
Vatereinstellung sich erhält, ist aber nicht abzu-
schätzen. Ich erlebte davon eine an und für sich kleine
und unbedeutende, aber doch bezeichnende Probe. In
einer Versammlung hat ein älterer Genosse das Pro-
gramm der Sozialdemokraten für die Nationalversamm-
lung entwickelt. Er sprach über die radikalsten Forde-
rungen laut, fließend und mit voller Überzeugung. Als
er aber auf die Abdankung des Kaisers zu sprechen
kam, da hat er in wenigen Sätzen zwanzigmal gestockt.
Das kaisertreue Kind in ihm hat dem sozialdemokrati-
schen Manne — wie die Volkssprache sagt — die Rede
verschlagen.
So hätten wir die Antwort auf die Frage nach der
Natur der allgemeinen Ehrfurchtsverpflichtung gegen-
über dem Obrigkeitsstaate daliin gegeben, daß sie ein
leidenschaftliches, unbewußtes, kindlich intensives Ver-
langen nach vaterähnlicher Autorität sei. Sie muß
daher überall entstehen, wo in einem patriarchalisch
aufgebauten Staate normale Kinder unter mütterlicher
Pflege und väterlichem Familienhaupte aufwachsen. Daß
dann die Schule auch verstandesmäßig und methodisch
diese Einstellung fördertest selbstverständlich; aber die
Schule ist darin so erfolgreich, weil sie der Vaterein-
stellung entgegenkommt. Damm lassen die Menschen
leicht das Wissen der Schule hinter sich, aber nicht den
Geist. Die allgemeine Vatereinstellung war schuld, daß
die soziale Ordnung sich so lange erhalten konnte. Ver-
standesmäßig war längst die unzulängliche Technik
ihrer Organisation erkannt, gefühlsmäßig haben die
Opfer an Menschenglück, die sie erforderte, die Seele
aller besseren Naturen mit tiefem Leid erfüllt, — sie
13
erhielt sich aber dennoch infolge ihrer unbewußten
Verankerung.
Nun wissen wir aus der Analyse der Schicksale
Einzelner, daß unbewußte Bindungen dann entwur-
zelt werden, wenn sie den alten unbewußten Wunsch,
der sie geschahen hat, nicht mehr erfüllen. Dann aber
verliert all das Wert und Macht, worauf die unbewußte
Bindung übertragen worden. Eine solche Loslösung ei-
folgt mit starkem Unlustgefühl und bedingt oft eine
psychische Erkrankung. Ich habe ausführlich den
riesenhaften Eindruck, den das Kind von seinem Vater
eihält und die innere Kettung des Kindes an den Vater
geschildert. Das Kind hat das Verlangen, von einem ge-
liebten Wesen abzuhängen, dessen Größe, Macht und
Wissen ihm absolute Sicherheit und Schutz gewähren.
Der Wunsch nach einem solchen Vater läßt eben den
wirklichen Vater fallen und bleibt als Bedingung fiii
die Wahl der Vatergestalten. Er schafft die Intensität
der Verehrung und Abhängigkeit für die späteren Auto-
ritäten, als letztes irdisches Abbild, für den König und
Kaiser. Der Sicherheitsgewinn der uralten Wunsch-
erfüllung, die in der tiefsten Seele das Paradies dei
Kindheit mit seinem unvergleichlichen Vater bewahrte,
erhielt sich trotz der Kritik des Verstandes. Aber dei
Sturz des Kaisers, der Macht und Land verlor und jetzt
keine Sicherheit mehr bieten konnte, hat ihm diese un-
bewußte Bedingung entzogen. Und damit stürzten alle
Ehrfurchtsgefühle vor der Staatsordnung, stürzte die
sichere Sohneseinstellung zusammen, und wenn auch
das Verlangen nach einer Vatergestaltung noch bei
vielen Menschen erhalten blieb, so hatten diese keinen
gemeinsamen, sie vereinigenden Halt mehr.*) So standen
plötzlich in begreiflicher innerer Verwirrtheit eine Menge
vaterloser Gesellen da, welche das gemeinsame Mutter-
land und die Not zur Schaffung einer vaterlosen Ge-
sellschaft zwingt.
*) Der Verlust des Landes hat auch darum eine besondere
Bedeutung, weil im Unbewußten das Land Symbol für die Mutter
ist, die Vaterlandsliebe aus der Liebe zur Mutter ihre unbewußte
Stärke bezieht. Das Kind ist an den Vater durch Vermittlung der
Mutter fixiert und der ist kein Vater, der die Matter nicht retten
konnte. (Siehe Dr. Ludwig Jekels. Napoleon. Imago. 1914),
14
Nicht alle waren erst durch den Sturz des Kaisers
unvorbereitet vaterlos geworden.*) Für viele hatte schon
die Kriegserklärung die Vaterbindung zerstört, weil
kein imaginärer Vater seine Kinder töten läßt, wenn
nicht in höchster Verteidigungsnot der Mutter, des
Vaterlandes. Diese Partei der „Unabhängigen“ ver-
mehrte der Krieg dadurch, daß zwar nicht die fernste
Vatergestalt, aber die näheren, die ungezählten Vor-
gesetzten, Amtsstellen und Offiziere so viel eigensüch-
tiges Unrecht begangen und so viel unbefolgbare Be-
fehle erteilt haben, daß die „Niederen“, die Arbeiter
und Soldaten, schon während des Krieges dieselbe Ent-
täuschung an diesen Vätern erlebten wie einst in der
Kindheit. Die Enttäuschung war so groß, daß sich bei
vielen Tausenden die anhängliche Vatereinstellung noch
nachträglich in eine haßerfüllte, oppositionelle vei-
wandelte.
Der Sturz des Vatertums in dem kaisertreuen
Volke war in Österreich durch die wenig zur Vater-
gestalt taugende Persönlichkeit des jungen Kaisers er-
leichtert. Charakteristisch ist, daß allen antidynastischen
Bewegungen diffamierende Gerüchte über das Herrscher-
haus vorausgehen, die wenig Wahres mit viel Falschem
vereinen und nicht mehr ausgemerzt werden können.
So war es auch in der französischen Revolution und in
Rußland. Diese innere Ehrfurchtsverletzung untergräbt
die Vaterstellung, wie einst die gegen den Vater gerich-
teten unterdrückten Schmähworte sie in der Kindheit
gelockert haben. So geschah es, daß die Regenten ohne
Widerstandsversuch fallen mußten, weil die gesamte
Stimmung von unten bis oben sie nicht mehr trug. Viele
vatertreu gebliebene Untertanen äußerten ihre Er-
bitterung darüber, „der Kaiser habe das Volk in Stich
gelassen“; was zwar nicht der Wahrheit entsprach, aber
die Zahl der vaterlos Gewordenen neuerdings ver-
mehrte.
*) Es liest der Hinweis auf die Verwaisung von Hundert-
tausenden von Kindern nahe. Nach den Erfahrungen der Psycho-
analyse steigert meist der Tod des Vaters die Bindung des Sohnes
an die Vaterreihe. Hingegen hat der Krieg durch die jahrelang
andauernde Zerstörung der Familie die patriarchalische Einordnung
auch unmittelbar vielfach erschwert.
15
Mit dem Sturz des Kaisers mußte alles kraftlos
werden, was von der ideellen Vatergemeinsehaft ge-
tragen war. All dem nicht zu gehorchen, war jetzt innere
Bereitschaft, fast innerer Zwang geworden. W er diese
unbewußte Ursache versteht, wird die Vorwurfe, welche
einzelnen die Schuld z. B. am Wirrwarr des Kuck-
zuges geben, sehr einscliränken. So wenig der einzelne
Nutznießer für die in Jahrtausenden entotondenen ver-
erbten und eingewohnten Privilegien auf dei Seite d
Vatergestaltungen, für die Entrechtung auf dei Se
Söhne eine moralische Verantwortung trägt, so wenig
konnte der Einzelne die Folgen des Sturzes in seinem
Bereiche auf halten. Sehr ungerecht ist besonders <he
Entrüstung- über Monarchisten, Klerikale und Bourgeoi ,
daß sie nicht über Nacht Republikaner wurden Vor-
gänge, die wie die Loslösung von der Vatereinsteilung
unbewußt vor sich gehen, sind dem Willen und damit
der Verantwortung entzogen. Daß diejenigen, die in
der Vater-Sohnreihe mehr Vaterstellung inne hatten sie
innerlich schwerer aufgehen, ist begreiflich; eischütter
ist sie aber in allen. Auch auf die Bauern hat dei
Sturz des Vatertums revoltierend gewirkt; aber sie
sind das geblieben, als was sie sich immer fühlten,
„Landeskinder“. In diesem Worte drückt sich sprach-
lich die uralte, im Unbewußtsein festgehaltene Bin-
dung an die Mutter, an Land und Erde, aus. bie snn
deshalb konservativ gebliehen, aber von der alten
Vaterorganisation, dem Staate, unabhängig gewoi en.
Der Wirrwarr wäre noch größer -gewesen, wenn
nicht die organisierten Sozialdemokraten schon lange
die freiwillige Einordnung in ihrer Partei gelernt um
ihr ideelles Vaterbedürfnis schon lange am Führer be
friedigt hätten. Daß in Deutschösterreich die Revolu-
tion ohne die Raserei haltlos gewordener Menschem
rudel verlaufen ist, verdanken wir dem Glucke, daß
Viktor Adler noch lebte und führte, den jeder Genosse
fast bewußt als Vater empfand. Dem radikalen Teil
der Partei, dessen Sohneseinstellung sich langst vom
Obrigkeitsstaate, während des Krieges auch von den
Parteiführern gelöst hatte, bot sich wiederum m dei
man kann ohne Übertreibung sagen — heldenhaften
Gestalt Fritz Adlers eine gemeinsame Vaterbindung.
16 —
Die Tat Fritz Adlers war darum von solch ideeller Be-
deutung* für die sozialdemokratische Partei in Öster-
reich, weil sie der vehemente Ausbruch der Gegner-
schaft gegen den alten Obrigkeitsstaat war, einer Geg-
nerschaft, die während des Krieges wie betäubt ver-
stummt zu sein schien. Daran war auch das Vaterhafte
des alten Kaisers schuld gewesen, dessen altgewohnte
Greisengestalt viel zum Ausbruch des knabenhaften
Enthusiasmus der ersten Kriegsmonate beigetragen hat.
Wir erkennen daran, wie ohnmächtig die Vernunft gegen
das Unbewußte ist, der Verstand gegen den Trieb sich
erweist, mußte doch das hohe Alter lediglich eine noch
größere Potenz seiner Unfähigkeit beweisen. Aber dem
Gefühle des Volkes — darunter auch vieler Sozialisten
• — war er desto mehr von der mystischen Weihe des
Vatertums umkleidet. Jetzt, da das Vatertum gestürzt
ist, büßt auch die Partei der Mehrheitssozialisten ihre
Verbindung mit dem Gewesenen. Auch die alte Organi-
sation ist den „vaterlosen Gesellen“ zu sein* vom Vater-
tum durchtränkt. Sie wollen der väterlich eingestellten
Partei keine Gefolgschaft leisten.
Und es war das Verlangen nach endgültiger Be-
freiung vom alten Vatertum so stark, daß eine neue Or-
ganisation automatisch entstehen mußte, die aus der ge-
samten Bruderschaft Gleichberechtigter gebildet ist.
Alle bisherigen Organisationen wurden von den Führern
aus organisiert; der Organisationspyramide gab das
Vater-Sohnverhältnis das ideelle Gerüste, von der
Spitze der Parteileitung abwärts zur breiten Volks-
basis ging die Richtung der Impulse und der Beein-
flussung. Die neue Organisation — die der Räte —
wuchs aus der Masse, aus der Basis empor, aus der
Basis empfängt sie die Impulse und ihr unsichtbares
psychologisches System ist das Verhältnis der Brüder.
Durch Jahrtausende sind nur Organisationen mit
Vaterkonstruktion — von kleineren Organisationen ab-
gesehen — von Dauer und Kulturbestand gewesen.
Wiederholt sind in historischen Zeiten nach dem Zusam-
menbruch einer gemeinsamen Vateridee Organisationen
als — mitunter auch internationale — Bruderschaft ge-
bildet worden. Viel Keime zu höherem Menschentum
sind in ihren Stätten gereift, und die Kultur schuldet
X
I
17
ihnen viel Dank. Aber sie erhielten sich nicht oder sie
gaben sich doch wieder später ein Gerüste nach dem
Vater-Sohnverhältnis, wie das ursprüngliche Christen-
tum in der Hierarchie der Kirche. Es wäre voreilig,
daraus zu schließen, daß auch die jetzige Bruderschafts-
bewegung scheitern muß.
Nach unseren Untersuchungen ist klar, daß die Bru-
derschaftsbewegungen bisher deshalb scheiterten, weil
das Auf wachsen in der Familie die Individuen nur zu
einer patriarchalischen Gesellschaft vorbereitet. Wohl
ist das Verhältnis zum Bruder gleichfalls von funda-
mentaler Bedeutung für die Entwicklung des Indivi-
duums, und die Psychoanalyse entdeckt oft im späteren
Schicksale, im Charakter und in Krankheitssymptomen
eine unbewußte Wiederholung der Erlebnisse mit dem
älteren oder jüngeren Bruder während der ersten Kind-
heit. Das Verhältnis zum Bruder gestaltet direkt
oder durch darauf erfolgte Reaktionen meist die Art
und Tiefe des späteren freundschaftlichen Verhaltens.
Aber nur in Ausnahmsfällen hat die Bruderbindung
autoritativen Charakter und ist dann mit dem Vater-
verhältnisse vergleichbar. Vor allem fehlt ihr das Mo-
ment der notwendigen Enttäuschung und somit der
Grund, weshalb das Kind eine unbewußte Verschie-
bung der Vaterbindung vornehmen muß. Auch fehlt das
typische "Verhältnis des Schwachen zum Starken,
welches die Vaterreihe aufwärts bis zur höchsten ge-
meinsamen Vaterbildung* fortschreiten läßt. Die Kon-
gruenz der Familie mit dem gestürzten, patriarchalisch
gebauten Staate und ihre Inkongruenz mit einer Bruder-
schaftsorganisation ist deshalb das eigentliche psycho-
logische Problem der Aufrichtung einer nicht patriarcha-
lischen Gesellschaftsordnung. Soll diese Bestand haben,
so müssen diese inneren Bedingungen bewußt und da-
durch bekämpfbar gemacht werden. Allmählich wird die
Struktur der Familie sich der neuen Ordnung anpassen,
wenn nicht vielleicht diese einen Ersatz der Familie
durch eine Aufzucht der Kinder nach Mutterrecht oder
nach einem unbekannten System nötig machen wird.
Wir sehen, daß das Auftreten einer so mächtigen
Organisation wie die der Räte, wenn man ihre psy-
chische Struktur als Bruderschaft erkennt, viel weitere
18
Perspektiven eröffnet, als wenn inan in ihr bloß ein Kampf-
mittel des Proletariats sieht. Es wäre wohl möglich, daß
trotz der Verwüstung durch den Krieg die patriarchali-
sche Ordnung das technische Problem des W iederauf-
baues der Wirtschaft lösen könnte, wenn nicht die psy-
chologische Voraussetzung, die unbewußte Einordnung
unter das Vater-Sohnverhältnis gefallen wäre. Daß auch
dem Bruderverhältnisse infolge des gemeinsamen Auf-
wachsens der Menschen eine starke verbindende
anderseits auch viele abstoßende — Kraft innewohnt,
weiß jeder, der die Stärke des Zusammenschlußbedürf-
nisses gleichgestimmter oder gleichgesinnter Altersge-
nossen kennt. Es ist nun sehr merkwürdig, daß die re-
volutionären Versuche, die Vorgesetztenorganisation
durch die Verbindung selbst Herren gewordener, freier
Brüder zu durchbrechen, eine Wiederholung sind der
gleichen Vorgänge in vorgeschichtlicher Zeit und daß
solche Versuche in einer früheren Periode der Mensch-
heit die Richtung für die Entwicklung aller Geistes-
kultur gegeben haben.
Es ist nämlich F r e u d auf seinem eigenartigen
Forschungswege die Aufdeckung vieler Probleme der
Urgeschichte*) der Menschheit geglückt, und zwar da-
durch. daß er niemals ein Gebiet bis zur letzten Grenze
erforschen, also niemals aus seinem Funde ein System
programmatisch aufbauen wollte. Vielmehr begnügte er
sich mit einer Teilerklärung. Das neu gewordene Stück
Erkennen brachte aber Aufklärung für ein anfangs
kleines Problem eines anderen Wissensgebietes, das
er ursprünglich nie zu erforschen beabsichtigt hatte.
Dort arbeitete er weiter, gewann Antwort auf weitere
Fragen, brach wieder ab, kehrte zum verlassenen Ge-
genstand zurück — und so kam die Frucht eines
Wissengebietes als Samen einem ganz fremden zugute,
bis — wie zu Zeiten des Universalwissens eines
Aristoteles — alle Geistes Wissenschaften durch die
neue Methode zu einem neuen, zusammenhängenden
Forschungsgebiete vereinigt waren. Das Material
mußte den Spezialisten entnommen werden, das
geistige Band gab die neue Methode, die psycho-
*) S. Freud, Totem und Tabu, Wien, Heller 1913.
19
analytische Erforschung' unbewußter Seelenvorgänge.
So kam Freud von der Entdeckung der
psychischen Wurzeln gewisser Krankheiten zur
Erforschung des Traumes, des Witzes, zu
einer neuen Psychologie, einer neuen Sexualitätslehre,
von der Traumlehre zur Erforschung der Mythologie,
von dieser zur Psychologie der Kunst und Künstler
einerseits, andererseits der Religionspsychologie; zu
beiden hatte er auch Zugänge von der Neurosenlehre.
Mit der Psychologie der Entwicklung der Mensch-
heitskultur beschäftigt, sali er sie neu durch-
hellt durch Ergebnisse der Psychiatrie. Sein
bedeutendster Mitforscher J u n g und dessen
Schüler H o n egge r hatten nämlich die Über-
raschung erlebt, mittels der Freudschen Methode die
völlige Identität uralter, religiöser Vorstellungen und
Systeme mit den Phantasieprodukten gewisser Geistes-
kranker im Irrenhause zu finden. Das bewies, daß
uralte Denkformen nicht verloren gegangen waren,
sondern nur im Unbewußten schlummerten, um bei
Verlust der in den späteren Jahrtausenden erworbenen
höheren Denkfähigkeiten wieder hervorzubrechen; es
zeigte auch, daß wir in unserer Seele altererbte, unbe-
wußte Gedanken und Gefühlsverbindungen haben, die
nur im Traume und in Krankheiten zutage treten.
Dann fand Freud eine völlige Analogie zwischen Ge-
bräuchen von Wilden und Zwangserscheinungen
mancher Kranker, zwischen Vorstellungen der Wilden
und den Phantasien von Kranken, zwischen seinen
Konflikten und denen des Neurotikers — nur, daß sie
dem Neurotiker bis zur Analyse unbewußt geblieben
waren. Vorher aber hatte Freud durch Erforschun-.
gen der Übergänge von geistiger Gesundheit und Stö-
rung, durch die Erforschung des Traumes Gesunder
und Kranker die Geltung der von ihm am Kranken ge-
fundenen Gesetzmäßigkeiten auch für die gesunde
Seele nachgewiesen. Und so konnte Freud schließlich
mit großer Sicherheit bestimmte, wichtige Vorgänge
in der Urgeschichte der Menschheit aufdecken. Sie
mußten sich so regelmäßig wiederholt haben, daß sie
in Sitten, Religion und Kunst ihren Ausdruck fanden
und daß sie auch dauerndes, erbliches Eigentum der
20
Menschenseele wurden. Diese in der Stammesgeschichte
erworbenen Charaktere lind seelischen Bildungen sind
dem normalen Kulturmenschen völlig unbewußt. Nur
in der frühen Kindheit kann man sie noch als Inhalt
von Phantasien und Angstvorstellungen beobachten.
Als unbewußte Kräfte wirken sie verborgen im Er-
wachsenen, um mißgestalt im Wahne des Kranken und
wohlgeformt im Werke des Künstlers ans Licht zu
kommen.
Daß ich so weit abschweifte, muß der Leser damit
entschuldigen, daß ich die Basis meiner weiteren Er-
örterung nicht als einen bloßen Einfall, sondern als
gewichtiges Ergebnis der Wissenschaft des größten
Seelenforschers hinstellen mußte. Wenn ich dadurch
auch dem Namen Freuds Ehrfurcht erwiesen habe, so
kann das in unserer Zeit nur von Nutzen sein. Denn
der Krieg der Völker mit auf die Urzeit zurückgreifen-
den Methoden ist eingestellt, und die Führer der ge-
meinsamen geistigen Arbeit von heute werden die
Isolierung durchbrechen müssen, die der Krieg ge-
schaffen hat.
Die erste Form des menschlichen Zusammenlebens
war die einer Horde, die unter der übermächtigen
Alleingewalt eines Vaters stand. Ihm gehörten die
Brüder, ihm die Frauen. Diese Vormacht war ge-
heiligt durch ein System primitiven Aberglaubens, dem
Keime späterer Religion, war gehalten durch die
größere Stärke des Häuptlings-Vaters. Heran-
wachsende einzelne Söhne, die sich nicht fügen wollten,
wurden anfangs getötet, in einer späteren Periode ver-
trieben. Dafür, daß dieser Kampf zwischen Vater und
Söhnen grausam und unerbittlich war, sprechen viele
Momente, unter anderm die Rolle der Kastration, die
als Recht der Väter, als Angst der Söhne durch die Ge-
schichte der Religionen und Gebräuche ebenso nach-
weisbar ist, wie sie in spontanen Angstvorstellungen
der kleinen Knaben noch heute wiederkehrt.
Das Ende eines solchen Tyrannen und Vaters war
kein sanftes. Wenn seine Kräfte nachließen, oder
wenn der gemeinsame Haß der entrechteten, vertrie-
benen Söhne diese zu einer Bruderhorde zusammen-
schloß, bekämpften und besiegten sie schließlich den
*
21
Vater und es folgte — solange noch der Kannibalismus
aus abergläubigem Zwange sich erhielt — - eine Sieges-
mahlzeit, unter anderai auch, damit so die vom Aber-
glauben vorgestellte geheimnisvolle Zauberkraft des
Vaters auf die Sieger übergehe. Nach dem Mord er-
griff Reue die Bruderhorde. Sie wurde ihrer Tat nicht
froh, Streit um Eigentum und Frauen brach aus, bis
der Stärkste unter ihnen den Sieg und damit neuer-
dings die Macht über die Horde davontrug. So wieder-
holte es sich durch lange Generationen, bis der einen
Wendepunkt der Kulturgeschichte bedeutende Fort-
schritt gemacht wurde, daß die Bruderhorde sich nicht
mehr nur zum Morde des Vaters vereinigte, sondern
nach Beseitigung des Tyrannen als Söhneorganisation
mit einem durch Vertrag bestimmten Vater beisammen-
blieb. Dann konnten sie von dem weiteren Vatermord
ablassen und es bildeten sich große Gemeinschaften
aus den Horden mit Häuptlingen an der Spitze. Aber die
uralten Gräuel, die in Wirklichkeit aufgehoben waren,
wurden als Symbol und Zeremonie festgehalten in
der gemeinsamen Totemmahlzeit, in der Vergottung des
Vaters im Totemkult, in Gebräuchen, deren Weiter-
bau in die antike Tragödie und in die religiösen Opfer
ausläuft. Es erhielt sich aber auch in der Seele des
primitiven Menschen die zwiespältige Einstellung zum
Vater: Der schuldgehemmte Haß und die furchterfüllte
Liebe. Der Vatermord, mit dem die Geschichte der
Menschheit einsetzt, war später so sehr zur Sünde ge-
worden, daß er außer alles Rechtes stand. Nichts ist
dem Sohne verehrungs würdiger als der Vater und
doch enthält diese Verehrung noch heute in der
Kinderseele einen Rest von der uralten Feindschaft,
dem uralten Trotze und der uralten Schuld.
Ich habe einen Mann behandelt, der bei keiner
Arbeit bleiben konnte, weil er immer den Zwang zum
Beten bekam. Die Analyse des Zwangsbetens ergab,
daß das Beten immer notwendig wurde, um einen
andern Impuls, der das Zusammenkriimmen der Finger
begleitete, nicht bewußt werden zu lassen, den Impuls,
den Vater zu erwürgen. Wohl ist die menschliche
Gesellschaft durch das Vater-Sohnverhältnis aufgebaut
worden und wir haben oben erörtert, wieviel äußeren
- 22 —
Zwang diese Unterordnungserziehung erspart, aber die
moderne Seelenkunde hat uns enthüllt, mit wieviel
innerem Zwange, mit wieviel Hemmung’ des Willens
und des Selbstgefühles, mit welcher Zwiespältigkeit
der Ichentwicklung dieses geheime Band der Ordnung
bezahlt wird.
Nun schlummert in uns, gleichfalls ererbt, wenn
auch von geringerer Intensität als das Sohnesgefühl
— jenes zweite soziale Prinzip — das der Bradergemein-
schaft, dessen seelisches Motiv nicht mit innerer Schuld
und innerem Zwange erblich beladen ist. Es wäre
eine ungeheure Befreiung, wenn die jetzige Revolution,
die eine Wiederholung uralter Revolten gegen den
Vater ist, Erfolg hätte. Die Seele der Menschheit könnte
vielleicht eine schönere werden, der parrizide Zug aus
ihrem Antlitz verschwinden. Denn der geheimste
Grund der meisten Morde ist der unbewußte Todes-
wunsch, den das Kind gegen den Vater hegt.
Lassen wir nun in seiner ganzen Bedeutung uns
vor Augen treten, daß in der seelischen Verknüpfung-
mit dem Vater, auf der die Einordnung in die bisherige
Gesellschaft beruht, infolge Vererbung aus der Ge-
schichte der Menschheit und infolge Erlebnis der eige-
nen Kindheit, sich der Gehorsam nur gegen schlum-
mernde feindliche Gefühle aufrecht erhält. Wir be-
greifen dann, daß nach dem Sturz des verehrungswür-
digen Vaterbildes viele Menschen zunächst aus Vater-
losen zu absoluten Vatergegnern werden müssen und
dementsprechend sich zunächst gegen jede Einfügung
wehren. Dieses ist der psychische Untergrund der
jetzigen Revolution.
Wenn nämlich eine so mächtige Instanz wie die
Bindung an den Vater der Seele verloren ging, wird
alles mitgerissen, was durch sie in Funktion gehalten
wurde, das sind vor allem die Arbeitsfähigkeit und die
innere und äußere Friedfertigkeit. Nie waren deshalb die
Menschen so streitsüchtig wie jetzt, so wenig bereit zur
gegenseitigen Hilfe, in einer Zeit, da Optimisten ein
Aufatmen der Menschen von Streit und Krieg erwar-
teten. Es ist eben ein uralter Zusammenhang in der
Menschenseele geblieben, daß» sieb die ‘Kinder nur unter
der Zucht des V aters und aus Scheu vor ihm miteinan-
-i
-;-5
~7
•V
23
der vertragen. Dem Mangel der selbstverständlichen
Unterordnung und der Streitbarkeit entspricht auch
das Gefühl der Unsicherheit derjenigen Männer, die ohne
väterliche Autorität die vaterlosen Gruppen und Völker
mit ihrem Einfluß führen sollen. Ihre Unsicherheit, ihr
Gefühl, von keiner instinktiven Autorität getragen zu
sein, läßt sie zu Mitteln des Zwanges und Schreckens
greifen, weil sie doch Macht zur Organisation der neuen
Gesellschaft und zum Niederhalten der Gegner brau-
chen. Der Terror ist daher ein Zeichen der Schwäche
und wird überflüssig, sobald sich wieder eine gefühls-
mäßige Einordnung der Individuen in die Gesellschaft
herstellt. Wie bald das geschehen wird, hängt ebenso
ab von der Persönlichkeit der Führer und von der
Pflege der Bruderschaftsgefühle, wie von der Über-
windung der Interessengegnerschaft und von der Be-
hebung der drückenden Not.
Eine andere Seite ist die mächtige Enteignungs-
tendenz, die in allen Ländern zutage tritt. Sie äußert
sich als wildes Auftreten in der Unzahl von Eigentums-
delikten und als rationelle Enteignungspolitik der kom-
munistischen und sozialistischen Parteien. Im Unbe-
wußten waren die Väter Träger des Eigentums ge-
blieben, wie sie es in der Kindheit waren. Dem Vater
gehört die Welt, in die das Kind geboren wird. Und
wie die Bruderhorde in vorgeschichtlichen Zeiten über
den endlich nicht mehr durch die Scheu vor dem Vater
geschützten Besitz herfiel, so sind auch jetzt Vermögen
und Besitz durch den Sturz der patriarchalischen Autori-
täten des seelischen Schutzes beraubt. Die besitzenden
Klassen selbst sind in ihrem Rechtsgefühl unsicher ge-
worden und schwanken zwischen Furcht und Resigna-
tion. Genußsucht bei den einen, schwere Verstimmung
bei den anderen sind die weitverbreitete Folge. Die
Zunahme der Eigentumsdelikte hat auch darin ihren
Grund, daß bei vielen Individuen, bei denen in normalen
Zeiten die atavistischen Triebe von den Hemmungen
zurückgehalten wurden, jetzt die Triebintensität stärker
wurde, weil der Krieg alles Tierhafte verstärkt hat.
Nur törichter Egoismus läßt die besitzenden
Klassen diesem Verbrechertum den Kommunismus
gleich stellen. Die Bewegung, das Eigentum in gemein-
samen Besitz zu nehmen, repräsentiert recht eigentlich
den Fortschritt von der Vaterlosigkeit der Gesellschaft
zum Bruderprinzip. Dagegen wehren sich alle, die an
der alten Vater-Sohneinstellung festhalten, auch die
nicht revoltierten siegreichen Staaten. Von ihnen geht
auch die Propaganda gefälschter Nachrichten über Ruß-
land aus. Der objektive Beobachter sieht aber dort den
ersten machtvollen Versuch einer neuen Gesellschafts-
ordnung. Daß der Bolschewismus zur Diktatur des Pro-
letariats geschritten ist, womit er sich den Haß sämt-
licher bürgerlicher Parteien der Welt zuzog, daß er mit
brutaler Gewaltanwendung sein neues Recht durchzu-
setzen sucht, dafür ist nicht er allein verantwortlich.
Man hat auch in der großen französischen Revolution die
entfesselte Grausamkeit und die Blutopfer mit Unrecht
den revolutionären Parteien zur Last gelegt. Auch damals
trugen den größeren Teil der Schuld die fremden, auto-
matischen Staaten Europas, welche das unterlegene
Königtum und seine legitimistischen Anhänger unter-
stützten und mit Waffengewalt retten wollten. So mußte
auch der Bolschewismus aus Notwehr zum Rechtsbruch
schreiten, da die Bürgerlichen und die rechtsstehenden
Sozialisten — mit Unterstützung der Entente — am
Kriege festhielten und die neue Organisation — wie es
heißt — durch Sabotage hinderten. Gerade unsere Un-
tersuchung läßt aber im Bolschewismus die Urtendenz
der Menschheit nach einer neuen Ordnung erkennen.
Die Kämpfe in Deutschland zeigen die drei Parteien
auch psychologisch geschieden: die eine ist die der
vaterlos gewordenen, aber noch stark in der Sohnes-
einstellung verharrenden Mehrheitssozialisten, die des-
halb ohne inneren Widerstand die Reste des bürger-
lichen Militarismus mit sicli vereinen konnten; die zweite
sind die vaterlos gewordenen und auch vaterlos gesinn-
ten „Unabhängigen“; die dritte ist die Spartakusgruppe,
in der sich die Vaterbindung zu instinktivem Haß gegen
alles, was damit zusammenhängt, umgewandelt hat.
Ich meine, daß die meisten Anhänger nicht nach ihrer
Überlegung, sondern nach ihrer unbewußten Einstellung
zum Vater ihre Partei wählen. Im alten Staate waren
die politischen Kämpfe immer noch wie die uralten
Kämpfe zwischen Söhnen und Vätern, die in den
25
Titanenkämpfen symbolisiert sind. Die Söhne wollten
selbst die Stelle der Väter mit deren Recht und Besitz
einnehmen oder mit ihnen teilen. Im neuen Staate
kämpft gegen die dadurch vereinten Väter und Söhne
eine dritte Partei, die keine von beiden mehr gelten
lassen, keines von beiden selber sein will. Der Kampf
ist mörderisch, weil uralte vererbte Regungen ihn
schüren.
Daß dieser Kampf auch zu den gewaltigen Streik-
bewegungen führt, ist von unserem Gesichtspunkte aus
sehr begreiflich. Wie politischer Kommunismus in den
Eigentumsdelikten, so hat die politische Arbeitsein-
stellung in der psychogenen Arbeitsstörung des Einzel-
nen den individuellen Parallelvorgang. Viele Menschen,
auch solche, deren Tätigkeit von Kohlen und Rohstoffen
nicht abhängt, klagen über ihre eigene Arbeitsunfähig-
keit und über die Arbeitsunlust ihrer Umgebung. Die
Entwöhnung durch den Krieg kann nicht die Ursache
sein, denn vor der Revolution nahmen Urlauber und Zu-
rückgekehrte mit großer Freude ihre Arbeit wieder auf.
Erst die Revolution hat den Arbeitswillen gebrochen.
Das hängt, wie wir jetzt zeigen wollen, mit den unbe-
wußten Motiven des Arbeitens zusammen.
Wir haben oben erwähnt, wie sehr der Lehrer seine
Stellung in der Seele des Kindes vom Vater leiht. Das
Schüler- und das Lehrlingsverhältnis sind aber die
Quelle der Eingewöhnung in die Arbeit, seit der allge-
meinen Volksschulpflicht noch mehr als früher. Erst
der bereits Herangewachsene arbeitet um Lohn und
Verdienst. Das Kind schreitet anfangs vom Spiel zur
Arbeit vor. Beides ist Tätigkeit; sie unterscheiden sich,
abgesehen von Momenten, deren Erörterung hier nicht
hergehört, meist durch den realen Wert des Arbeits-
produkts und in der Tätigkeit selbst dadurch, daß beim
Spiele nach Lust und Laune die Tätigkeit verlassen
werden kann, bei der Arbeit nicht. Die Arbeit muß
wegen ihres Zwecks ohne Rücksicht auf die Freude
daran getan werden, wenn auch die Freude daran
förderlich ist. Die Überwindung der Unlust zu ar-
beiten lernt das Kind dem Vater und Lehrer zuliebe
und aus Furcht vor Liebesentziehung und Strafe. Nun
gibt es seelisch bedingte Lern- und Arbeit&störungen:
26
Zerstreutheit bis zur Denkunfähigkeit, Gedächtnis-
schwäche, geistige und körperliche Ermüdung. Sie stei-
gern sich bei höherem Grade zur scheinbaren Arbeits-
scheu, die aber eigentlich eine Unstetheit ist, welche
die Arbeitsstelle, die Arbeitsart, oft den Beruf immer
zu wechseln zwingt. Sie sind eine Art Arbeitsdeserteure.
Wird daraus ein Dauerzustand, so fallen sie lieber an-
dern, meist der am längsten in Treue beharrenden
Mutter zur Last, als daß sie als verspätete Lehrlinge
wieder zur Arbeit griffen. Sie werden Vaganten und
enden oft als nicht geborene — Verbrecher. Vorüber-
gehende Arbeitsstörungen sind bei neurotischen Er-
krankungen sehr häufig, u. zw. regelmäßig bei solchen
Fällen, bei denen die Analyse eine gestörte Entwick-
lung der Sohneseinstellung aufdeckt.
Die jetzige Arbeitsunlust findet einen weiteren, und
zwar rationellen Grund dort, wo infolge der Geldent-
wertung der Lohn keine genügende Prämie für die
Unlustüberwindung gibt. Das ist bewußt und wird des-
halb bei vielen Streiks als Ursache angegeben und an-
genommen, wo es sich doch um innere Arbeitsstörung
handelt, die allgemein mit dem Zusammenbruch der
Vater-S ohn-Einstellung entstanden ist. Streik und
Straßenkampf sind beides Zeichen dafür, daß kein Vater
mehr die Seelen der Söhne zu friedlicher Arbeit vereint.
Deshalb entstehen sie ohne Aufforderung der Führer
aus der Masse der Arbeiter eines Betriebs oder Bezirks
heraus und richten sich immer auch gegen Personen,
welche im Einzelbetrieb die Stelle eines entrechteten
Vaters einnehmen oder als Regierung die gesamte
Vater-Sohn-Partei vertreten.
Aus diesem Grund ist die Frage der Streiks von
der der Arbeiterräte nicht zu trennen. Schwer findet
heute ein autoritativer Einfluß von oben, sei es der Regie-
rung, sei es altgewohnter Führer, genug seelische Reso-
nanz in der Arbeiterschaft, weil eben die unbewußte
Unterordnung mit dem Sturz des Vatertums unter-
brochen wurde. Aber dank der uralten, nicht mit neuer
Schuld und neuem Vorwurf belasteten Bruderbeziehung
und dank der Vorbereitung einer solchen Einordnung
durch vierzig Jahre sozialdemokratischer Organisation
wird der Arbeiterrat von den einzelnen Gruppen, mit
27
denen er in gegenseitigem, ständigem Willensaustausch
steht, als lebendige Vertretung empfunden, der man
Folge leistet. — Während der Parlamentarismus als
Rest des alten Vaterstaates heute innerlich abgelehnt
wird, empfindet der einzelne Arbeiter gegenüber dem
Arbeiterrat: „Das sind wir“.
Wenn Deutschland die russische Entwicklung zum
Rechtsbruch vermeiden will, so müssen sich alle arbei-
tenden, schaffenden Menschen mit der Idee der Arbeiter-
räte versöhnen und müssen selbst an den Arbeiterräten
teilnehmen. Nur die Vereinigung der geistigen und
manuellen Arbeiter kann den verträglichen, d. h. durch
Vertrag zustande gekommenen neuen Staat begründen.
Dazu müßten alle mithelfen, die im Sinne der schönen
Ausführungen Dr. Alfred Adlers von Gemeinsam und
nicht vom Willen zur Macht sich leiten lassen. Ein
solcher Übergang vieler, die bis heute am alten Staat
innerlich festhalten, zu der neuen Bewegung ist nicht
Fahnenflucht, sondern gefühlsmäßige Parteinahme.
Freilich kämpft der Aufbau der neuen Staatsord-
nung — abgesehen von den Verwüstungen durch den
Krieg — mit den größten seelischen Schwierigkeiten.
Die Vatereinstellung ist ja vererbt und mehr noch, als
ich ausführte, mit allen persönlichsten Bindungen, mit
der Beziehung zur Mutter, zum Weib, zu Verwandten,
zu väterlichen Freunden, zu Erwerb, zu Eigentum und
Arbeit, mit Religion und eventueller Weltanschauung
innig verknüpft. Bei vielen Menschen wird die Gefühls-
stärke, die der patriarchalischen Gesamtautorität ent-
zogen wurde, diesen individuellen Beziehungen zugute
kommen oder, wie ich es beobachten konnte, die ur-
sprüngliche Anhänglichkeit an den wirklichen Vater
und an die Familie verstärken. Solche Menschen werden
dann interesselos für alle gemeinsamen Erfolge und
Gefahren.
Bei einer andern Gruppe von Menschen ist die
soziale Vater Sohn-Einstellung so von ihrem Interesse
oder von der Begeisterung ihrer Jugendjahre, von Um-
gebung und Familie, vielleicht auch von rezenter Ver-
erbung unterstützt, daß sie sie nicht aufgeben können.
28
sondern am Untertanen- und Bourgeoisstaat festhalten
müssen und noch durch Generationen Legitimisten
bleiben.
Bei denen schließlich, die sich jetzt von der sozialen
Vater-Sohn-Einstellung gelöst haben, bleibt die Ten-
denz dazu doch so stark, daß sie nur auf eine geeignete,
neu auftretende Persönlichkeit warten, die ihrem Vater-
ideale entspricht, um sich wieder als Sohn zu ihm einzu-
stellen. Mit großer Regelmäßigkeit hat deshalb nach
dem Sturz von Königen die Republik der Herrschaft
eines Volksführers Platz gemacht.
Aber es muß nicht so kommen. Die bestehenden
Republiken beweisen das. Sie haben zwar noch viel
von dem autoritativen Obrigkeitsstaat behalten und sind
nicht als Staatsbildungen nach dem Prinzip der gleich-
berechtigten Bruderschaft anzusehen, weil die Eigen-
tums- und Arbeitsverhältnisse zu viel Abhängigkeit und
Unterordnung im Sinne des Vater-Sohn-Verhältnisses
erzeugen. Trotzdem macht es sich in der Schweiz und
in Amerika wesentlich weniger geltend als in den alten
Kaiserstaaten. Für die Republik ist charakteristisch,
daß die Einstellungen sich nicht auf denselben gemein-
samen Vater dauernd vereinigen, sondern wechseln.
Wir sehen dort eine Befriedigung des Verlangens nach
einer Vatergestalt in der starken Anhängerschaft an
einzelne hervorragende Männer. So hatte ich Gelegen-
heit, vor dem Krieg die Verehrung der amerikanischen
Jugend für Roosevelt in ihrem starken Fanatismus
kennen zu lernen und sah ihren Charakter als Sohnes-
einstellung, besser Kindeseinstellung, da auch Frauen
stark ihm anhingen. Man konnte gut beobachten, wie
Gefühle von Anhänglichkeit und Verehrung dem Vater
entzogen und Roosevelt geschenkt wurden. Im Ärger
darüber brach eine ihnen selbst unbewußte Eifer-
sucht der Väter in den politischen Gesprächen mit
ihren Kindern hervor. Die Gefühlsintensität des Partei-
lebens und des Wahlkampfes in den Vereinigten Staaten
ist durch die Verschiebung der Vaterbindung auf die
Führer mehr charakterisiert als durch den Kampf der
Wahlgelder.
Daß in Amerika die Republik so imponierend im
Volksgefühl verankert ist, hat seinen psychologischen
29
Grund darin, daß alle Auswanderer die Objekte ihrer
Vater-Sohn-Einstellung in Europa zurückgelassen haben,
und zwar viele mit feindlichsten Gefühlen. Sie kommen
vaterlos hinüber mit der Hoffnung, daß die Befreiung,
deren Statue sie im Hafen begrüßt, sie zu gleichberech-
tigten Brüdern machen wird. Auch fehlt in Amerika
die gemeinsame Abstammung, welche die gemeinsame
Vateridee unbewußt verstärkt. Wer aber als Kind in
Amerika aufwächst, dem wird die erste Schule, noch
mehr die Mittelschule, in der die Kinder auch wohnen,
zu einem republikanischen Gegengewicht gegen die
Wirkung der Familie. Die Kinder vereinigen sich inner-
halb der Schule unter Förderung, aber ohne Leitung
der Lehrer für alle Arten Gartenpflege, Sports, Schul-
zeitung, Beschäftigung mit Musik, Theater und Politik,
zu Vereinen, bilden Ausschüsse für gelegentliche
Zwecke. Sie wählen dazu ihre Vertreter, lernen die un-
abhängige Gleichberechtigung bereits in der Schule.
Ebenso sind auch die Kirchen in völlig selbständigen
Gemeinden organisiert. Ich führe diese Einrichtungen
an, um Mittel zu zeigen, mit denen der Wirkung der
Vater-Sohn-Einstellung entgegengearbeitet wird. Die
Vaterlandsliebe leidet nicht unter der mangelnden ge-
meinsamen Vater-Sohn-Einstellung, weil freie Söhne
aus eigenem Antrieb ihr Mutterland lieben und schätzen.
Ich habe versucht, die Gegenwirkung unbewußter
Kräfte in der Revolution zu zeigen und dadurch dem
Leser bewußt zu machen. Koch mehrere andere unbe-
wußte Motive würden von einer vollständigen Analyse
bloßgelegt werden. Aber auch dieser eine Gesichts-
punkt trägt zum Verständnis typischer Züge der Revo-
lution bei.
Das Vater-Sohn-Motiv hat die schwerste Niederlage
erlitten. Es ist aber durch die Familienerziehung und
als ererbtes Gefühl tief in der Menschheit verankert
und wird wahrscheinlich auch diesmal verhindern, daß
eine restlos „Vaterlose Gesellschaft“ sich durchsetzt.
Wien, März 1919
Zur Revolution der Schule und Kirche!
Soeben ist erschienen 1. bis 5. Tausend:
J. s. M A C H A R
Die Galeeren des Gymnasiums
Antike und Christentum
Autorisierte Übersetzung von Dr. Heinrich Herbatschek
120 Seiten in elegantem Kartonumschlag K 6*60 == M 4*40
Der Krieg allein hat die Befreiung aus geistiger Knechtschaft nicht bewirkt.
Die Revolution der Herzen, das Emporflammen der Begeisterung für Menschheits-
ziele und Brüderlichkeit war schon vordem durch Schöpfungen genialer Köpfe
vorbereitet worden, welche die nahe Zukunft des freien Geistes zu erkämpfen
halfen. Darum soll, wenn wir nun aufatmen und das Neuland der Republik
begrüßen, der Werke jener nicht vergessen werden, die der reaktionären Bevor-
mundung und dem freiheitfeindlichen Klerikalismus die Stirne boten, als die Staats-
gewalt solch Unterfangen noch mit Strafe bedroht hatte. Machar war und ist der
mutigste Pionier des Gedankens der Unabhängigkeit und Wahrheit. Er kämpft
gegen die Sklaverei des Geistes, gegen Jesuitismus und Kulturfeindschaft. Und da
er weiß, daß die Waffen des Rückschritts schon in der Schule geschmiedet werden,
gilt sein heißes Bemühen zuvörderst den jungen Seelen, den lernenden Menschen-
kindern, welche von den Fesseln des schrecklichen Systems befreit und nicht mehr
zu Heuchlern erzogen werden sollen. Seine „Bekenntnisse“, deren bester Teil
„Die Galeeren des Gymnasiums“ sind, denen sich die vortreffliche Streitschrift
„Antike und Christentum“ würdig anreiht, bedeuten in unserer Epoche des
Ringens um neue Grundlagen, des Aufwärtsstrebens und kulturellen Fortschritts
eine Tat, denn sie helfen alte Torheitsprinzipien vernichten und befreiende
Menschheitsgedanken aufrichten und verkörpern. Das Werk gilt allen, nicht etwa der
humanistischen Kaste, als Buch innerer Stärkung, denn es ist rein und geistvoll.
Früher ist erschienen:
Dichter Machar u. Professor Masaryk
im Kampfe gegen den Klerikalismus
Verbotene Stellen aus dem Volkslesebuche J. S. Machars.
Preis K 3*30 = M 2*—
In allen Buchhandlungen od. direkt vom
ANZENGRUBER - VERLAG
Leipzig Brüder Suschilzky Wien X./i
RUDOLF GOLDSCHEID
Zur Ethik des Gesamtwillens. Eine sozialphilo-
sophische Untersuchung, Leizpig 1902. 552 Seiten Mk. 10*-
Grundlinien zu einer Kritik der Willenskraft.
Verelendungs- oder Meliorationstheorie.
Berlin 1906
Entwicklungswerttheorie, Entwicklungs-
ökonomie, Menschenökonomie. Eine Programm-
Darwin als Lebenselement unserer modernen
Höherentwicklung und Menschenökonomie.
Grundlinien der Sozialbiologie I. Band, Leipzig 1911.
Friedensbewegung und Menschenökonomie.
Leipzig 1912 „ t .
Frauenfrage und Menschenökonomie. 4. bis 6.
Tausend. Wien 1914 .... ....
Das Verhältnis der äußeren Politik zur inneren.
Mk.
4*—
Mk.
— *60
Mk.
5*—
Mk.
1*50
Mk.
15 —
Mk.
—*50
Mk.
—*50
Mk.
-•50
Mk.
r —
Staatsozialismus oder Staatskapitalismus. Ein
finanzsoziologischer Beitrag zur Lösung des Staats-
schu I den -P roblems, Wien 1917. 186 Seiten 4. und
5. Auflage Mk. 8-—
Soeben erschien 5. bis 10. Tausend:
Sozialisierung der Wirtschaft oder Staats-
bankerott. Weltform. IX. 132 Seiten in eleg.
Karton Umschlag 4. u. 5. Aufl Mk. 5* —
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LEIPZIG WIEN X/i.